Gezählte Züge - Nordkorea-Information

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Gezählte Züge

Es war eines Tages im Juli 2001, als Kim Jong Il einen historischen Besuch in der Russischen Föderation antrat und auf dem langen Marsch mit dem Zug war.

Er vergaß über der Arbeit sogar die Mahlzeiten, trat erst, als die Mittagsmahlzeit weit vorüber war, in den Speisewagen ein, sah einen Funktionär, der dauernd zum Fenster hinausblickte, und fragte, worüber er so tiefe Überlegungen anstelle.

Der Befragte begrüßte ihn hastig und erwiderte, er mache sich Gedanken, wie er den vor einem Tag von ihm erhaltenen Auftrag besser ausführen könnte.

Kim Jong Il meinte, es sei eine gute Sache, dass die Funktionäre, womit sie sich auch befassen, sich in tiefe Meditation versenken und eingehende Überlegungen anstellen.

Dann lud er den Funktionär zum gemeinsamen Essen ein, ließ ihn sich neben sich setzen und fragte, worüber er in den einigen Tagen von Chassan bis in diesen Ort nachgedacht habe.

Der Befragte zögerte ein bisschen und erwiderte:

„Ich dachte, dass Sibirien wirklich weit ausgedehnt ist, dass sich die Russen viel Mühsal gemacht haben, um diese transkontinentale Eisenbahnlinie zu errichten.“

Kim Jong Il nickte leicht zustimmend und meinte, dass er stattdessen über praktische Fragen nachgedacht habe, und fuhr fort:

„Von dem Augenblick an, da ich russischen Boden betrat, habe ich alle Züge gezählt, die in der Gegenrichtung unseres Zuges vorüberfuhren. …Ich zählte sie tags zum Fenster hinausblickend und nachts nach dem Geräusch der vorbeifahrenden Gegenzüge. Dabei ermittelte ich, wie die Züge zusammengesetzt waren, und errechnete grob die Gütermenge. Falls ich aus Müdigkeit ein Schläfchen hielt, ließ ich jemand anderen sie zählen.“

Er sprach zwar leise, aber seine Ausführung schlug dem Funktionär heftig aufs Gemüt.

Zu dem Funktionär, maßlos gerührt, sagte er warmherzig: Hätten wir während der langen Zugfahrt durch das ausgedehnte Sibirien keine Überlegungen angestellt und wären wir nur vorbeigezogen, hätten wir die gute Gelegenheit zum Studium über Russland verpasst. Man sollte bei Betrachtung der Dinge und Erscheinungen über nichts hinwegsehen.

Von der Warte der Wichtigkeit und Bedeutung seines historischen Russlandbesuchs aus gesehen, war, kann man sagen, die Anzahl der Züge, die auf der sibirischen Eisenbahnlinie verkehren, wirklich nur eine Kleinigkeit.

Aber er ließ auch jedes Dröhnen dieser Züge nicht unbeachtet, erkannte zutiefst die Rolle des Eisenbahnwesens in der wirtschaftlichen Entwicklung und stellte unendliche Überlegungen zur Weiterentwicklung des koreanischen Eisenbahnverkehrs an.


Naenara, Dez. 2014

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